ÜBER PURPOSE UND IKIGAI MIT ANNALENA THOMAS
"Wer bin ich und wenn ja, wie viele?" Eine Frage, die wir uns nach allen Regeln der Kunst wiederkehrend stellen. Ist das was wir tun wirklich sinnvoll? Stiftet es Mehrwert? Oder ist es einfach nur eine Beschäftigung? Wofür sind wir eigentlich auf der Welt?
Je besser es uns geht, desto mehr fangen wir an zu hinterfragen. Wir suchen nach der wirklichen Erfüllung und dem tieferen Sinn. Warum das so ist und welche Tools uns dabei unterstützen, darüber hat sich Kinga mit Annalena Thomas unterhalten. Annalena ist Psychotherapeutin, Yogalehrerin und Gründerin von Daya.
ANNALENAS TOOLS UM BEWUSST ZU SICH ZU FINDEN
Beobachte und reflektiere dich selbst im Alltag.
Nimm die Rückmeldung von anderen wahr und erspüre, was in dir resoniert.
Gönn dir Auszeiten, z.B. in Form einer Thinkweek oder Spazieren gehen.
Unterscheide deine Fertigkeiten von deinen Qualitäten.
Nutze Modelle, die dich dabei anleiten, wie Ikigai.
Coaching, Journeln, Yoga, Meditation.
Im Interview mit Annalena Thomas zum Japanischen Lebenskonzept Ikigai und wie wir es schaffen, unseren inneren Antrieb zu finden
Je besser es uns geht, desto mehr fangen wir an zu hinterfragen. Wir suchen nach der wirklichen Erfüllung und dem tieferen Sinn. Warum das so ist und welche Tools uns dabei unterstützen, darüber haben wir uns mit Annalena Thomas unterhalten. Annalena ist Psychotherapeutin, Yogalehrerin und Gründerin von blossoomm. Ihr hattet vor ein paar Tagen bereits die Gelegenheit sie in unserem Live-Talk kennenzulernen, wer ihn verpasst hat: hier geht's lang!
Annalena, du bist approbierte Kinder- & Jugendlichenpsychotherapeutin und hast mit Blossoomm einen Ort geschaffen, der junge Frauen beim Erwachsenwerden unterstützt. Durch Yoga und Workshops hilft Blossoomm Mädchen dabei ihr Selbstbewusstsein zu stärken und sich trotz Leistungsdruck zu entspannen. Warum ist Mentoring gerade für Mädchen so wichtig?
A N N A L E N A : Mädchen und junge Frauen stehen leider auch im 21. Jhd. vor besonderen Herausforderungen. Unser gesellschaftliches Bild von Frauen und die permanente Präsenz dessen in den Medien setzt uns stark unter Druck und treibt Perfektionismus. Dadurch entsteht ein überhöhter Anspruch an sich und andere sowie Unzulänglichkeitsgefühle. Das Bild von Frauen wird z.B. immer noch davon geprägt nicht wütend, laut oder forsch aufzutreten. Dazu kommt in der Pubertät die Auseinandersetzung mit Veränderungen der eigenen Persönlichkeit, dem eigenen Körper, von Beziehungen, Gedankenmustern, Werten und und und.
Wir müssen uns für Frauen und für die nachfolgende Generation besonders stark machen! Junge Frauen, die sich in dieser besonderen Lebensphase der Identitätsentwicklung befinden, brauchen mehr Ermutigung, Transparenz und Aufklärung darüber, was das soziale Debakel für die eigene Entwicklung mit sich bringt. Die große Stärke und Relevanz von Mentoring in diesem Lebensabschnitt liegt darin frühzeitig zu empowern und transparente Vorbilder greifbar und sichtbar zu machen. Wir möchten ihnen unterstützende Tools an die Hand zu geben, damit sie sich selbst bestärken und selbstwirksam erleben und von Schamgefühlen und Selbstabwertung befreien können.
Ikigai ist eine japanische Lebenskunst und bedeutet frei übersetzt “das, wofür es sich zu leben lohnt”. Wann und wie bist du das erste Mal mit Ikigai in Berührung gekommen und was fasziniert dich so sehr daran?
A N N A L E N A : 2017 ist mir das Buch von Héctor García in die Hände gefallen. Ich fand einfach faszinierend, dass alle alten Philosophien und auch die Psychologie doch dasselbe ausdrücken wollen und untersuchen. Bei Ikigai finde ich so schön, dass es konkrete Fragen gibt, mit denen wir uns beschäftigen können und die alle dahin münden, dass wir lernen uns selbst ehrlich zuzuhören und für uns herauszufinden, was uns wirklich Freude bereitet und worin unsere eigenen Qualitäten, Werte und Stärken liegen. Und wie wir beides miteinander verknüpfen können. Mich hat darüber hinaus in meinem eigenen Leben und im Studium schon immer wieder das Zustandekommen von Flow-Erleben fasziniert. Wenn man sich bewusst macht, was einem Freude bereitet, in welchen Momenten man Raum und Zeit um sich herum vergisst, was man gut kann und für was man steht, dann kann man dieses bewusst erzeugen. Wer will das nicht?
Wofür stehen die 5 Säulen des Ikigai?
A N N A L E N A :
Klein anfangen.
Loslassen.
Harmonie und Nachhaltigkeit.
Die Freude an kleinen Dingen erleben.
Im Hier und Jetzt sein.
Diese Säulen finden sich auch alle im Yoga und in der Positiven Psychologie. Und es ist wissenschaftlich belegt, dass sie uns gut tun!
Das eigene Ikigai bzw. den eigenen Purpose zu finden klingt anstrengend und langwierig. Warum ist es so wertvoll?
A N N A L E N A : Weil es uns erfüllt und einen Sinn gibt. Wir sind fühlende und nicht nur denkende oder schaffende Wesen. Unser genetisches Programm ist so konzipiert, dass wir abhängig davon sind gebraucht zu werden. Wir brauchen die Verbindung zu anderen Menschen. In unserer materialistischen, individualistischen und leistungsorientierten Welt geht genau dieses Gefühl verloren. Es entsteht für jeden einzelnen Unsicherheit, ob er/sie und das was man tut sinnvoll ist. Mit Ikigai haben wir eine Möglichkeit diese Relevanz und dadurch Verbundenheit und Lebenssinn zu spüren. Das wirkt sich positiv auf unser Lebensgefühl und unsere Gesundheit aus. Und für das Anstrengende gilt: Bitte nicht in Perfektionismus verfallen, sondern alles mit Spaß und Humor nehmen.
Wie hast du dein Ikigai gefunden?
A N N A L E N A : Durch eine sehr wichtige und prägende Erfahrung mit 14 sowie viel Ausprobieren und Reinschnuppern in verschiedene Arbeitsbereiche, Selbstreflexion und ein Funken Glück. Mir war schon seit der Grundschule klar, dass mich Ungerechtigkeiten, die Mädchen, Frauen oder auch Minderheiten im Alltag oft erfahren, super wütend machen. Auf der anderen Seite kannte ich Erfahrungen, bei denen Menschen andere inspirierten, bestärkten und ermutigten und durfte erleben wieviel Kraft das freisetzen kann. Prägend war jedoch auch die Erfahrung, dass es Menschen im Gesundheitssystem gibt, die nicht den Menschen, sondern Schubladen, Diagnosen und die eigene Macht sehen. Aus dem Grund bin ich sehr bewusst auf die Suche gegangen, wie man das verändern kann. So ist blossoomm entsprungen und habe festgestellt, wieviel Freude mir das macht und dass es mich wirklich tief erfüllt.